Fragen & Antworten
Hier finden Sie die wichtigsten Fragen und Antworten rund um das Projekt «Zukunft Kunstmuseum Bern».
Gründe für ein neues Museum
Der Atelier 5-Bau muss zwingend umfassend saniert werden. Von der Gebäudetechnik über Klima- und Kälteanlage, Lichtdecke und Erdbebenertüchtigung bis hin zum Kulturgüterschutz und zur Anlieferung entsprechen die bestehenden Anlagen nicht mehr heutigen Standards. Nur dank einer 2019/2020 durchgeführten Notsanierung in den Bereichen Statik sowie Kälte und Klima kann das Gebäude bis Ende des Jahrzehnts weiterbetrieben werden. Der Ersatzneubau ermöglicht es dem Kunstmuseum, besucher:innenfreundliche Ausstellungs- und Depoträume nach zeitgemässen Standards zu realisieren, sich zur Stadt und zum Aarehang zu öffnen und neue Kunsterlebnisse zu bieten. Mit dem sanierten Stettlerbau, der Ergänzung durch das Bürogebäude Hodlerstrasse 6 und dem Ersatzneubau kann das Kunstmuseum seinen Auftrag erfüllen und den Schutz, die Pflege und die Vermittlung der ihm anvertrauten hochkarätigen Kulturgüter auch in Zukunft sicherstellen. Das Kunstmuseum wird sich als kultureller Leuchtturm im Kanton Bern nachhaltig und zukunftsorientiert weiterentwickeln.
Das Kunstmuseum Bern des 21. Jahrhunderts ist kein Tempel für die Kunst, sondern stellt die Bedürfnisse der Menschen ins Zentrum: Ein einladender offener Zugang zum Gebäude ist ebenso wichtig wie grosszügige Vermittlungsräume, ein attraktives Gastronomieangebot und Orte, wo man ausruhen, sich treffen und sich austauschen kann. Der Neubau ermöglicht dem Kunstmuseum Bern internationale Standards in Bezug auf Servicequalität und Besucherfreundlichkeit sowie auf Klima, Sicherheit und Anlieferung.
Dank seiner Sammlungen und Ausstellungsprogramme stösst das Kunstmuseum Bern bei Bevölkerung und Medien auf grosse Resonanz, national und international wird es als eine renommierte Adresse für die Erforschung und Vermittlung von Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart wahrgenommen. Das Museum zählt pro Jahr 100’000 Besuchende. Was dem Kunstmuseum fehlt, ist eine zeitgemässe, nachhaltige Infrastruktur. Mit besser geeigneten Ausstellungsräumen und moderner Infrastruktur kann das Museum seine Stärken wirksamer ausspielen, die Bevölkerung noch besser ansprechen und seine erfolgreiche internationale Zusammenarbeit fortführen.
Kunsterlebnis und Publikum
Dank sanfter Übergänge von der Strasse ins Gebäude ist das erneuerte Museum leicht zugänglich. Der von aussen gut sichtbare Eingang und die Foyerzone empfangen die Besucher:innen künftig mit einer einladenden Geste. Die neuen offenen und lichten Ausstellungsräume bieten beste Rahmenbedingungen für ein grossartiges Kunsterlebnis. Die Kunstvermittlung erhält neue grosszügige Räume für ihre vielfältigen Angebote und direkten Zugang zur neu geschaffenen Aareterrasse. Die Gastronomie ist neu auch ausserhalb der Öffnungszeiten der Ausstellungen zugänglich. Nichtkommerzielle Aufenthaltszonen und ein moderner Veranstaltungsraum machen das Kunstmuseum zum inklusiven, öffentlichen Ort der Begegnung und des Austauschs.
In den neuen Räumlichkeiten können alle künstlerischen Medien ohne Einschränkung nebeneinander gezeigt werden: Arbeiten auf Papier neben Skulpturen, Gemälden, Installationen oder Videos. Alle Aufgaben des Museums, auch diejenigen, die bislang nur hinter den Kulissen stattfinden können, werden in die Vermittlung einbezogen. Neu bietet ein Staging Room dem Publikum die Möglichkeit, Einblick zu erhalten in laufende Restaurierungsprojekte oder speziell zu installierende Werke. Im Research Lab wird die Möglichkeit bestehen, aktuelle spannende Forschungsfragen – zum Beispiel aus dem Bereich der Provenienzforschung sichtbar zu machen. Zudem will das Museum neue Wege der Vermittlung einschlagen: Analoge und digitale Kunstvermittlung verschränken sich in neuen Formaten und erlauben neue Zugänge zur Kunst.
Es sollen gezielt Gruppen in Programme eingebunden werden, die das Museum heute noch nicht in selbstverständlicher Weise nutzen. Das Kunstmuseum Bern versteht sich als Teil der inklusiven Gesellschaft, in welcher alle Menschen willkommen sind. Interaktive Formate und Möglichkeiten der Teilhabe sind Voraussetzung dafür und sollen in der Vermittlungsarbeit verstärkt eine wichtige Rolle spielen.
Ein Museumsbesuch ist ein Gesamterlebnis. Deshalb ist ein attraktives Gastro-Angebot geplant, mit dem sich auch ausserhalb der Öffnungszeiten und für grössere Gesellschaften Anlässe durchführen lassen. Ein eigentliches Restaurant ist aber nicht vorgesehen, weil dies nicht zu den Kernaufgaben eines Museums gehört. Im Rahmen der Wettbewerbsvorbereitung wurden diesbezüglich diverse Abklärungen getroffen; dabei hat sich bestätigt, dass das Gastroangebot in der nahegelegenen Altstadt bereits sehr gut und umfassend ist.
Das Museum gewinnt ca. 500 m2 an Ausstellungsfläche dazu. Im Vordergrund des Architekturwettbewerbs standen nicht der maximierte Flächenzuwachs, sondern wesentliche qualitative Verbesserungen der Ausstellungsräume, der Räume für die Kunstvermittlung, der Aufenthaltszonen für die Besucher:innen und der Infrastruktur für Kunstlogistik, Kulturgüterschutz und Gastronomie. Die Kunstvermittlung erhält neue grosszügige Räume für ihre vielfältigen Angebote und direkten Zugang zur neu geschaffenen Aareterrasse. Ein moderner Veranstaltungsraum kann multifunktional genutzt werden. Die Gastronomie kann auch ausserhalb der Öffnungszeiten des Museums betrieben werden. Die Kunstdepots, die Kunstanlieferung und die gesamte Kunstlogistik bekommen eine zeitgemässe, nachhaltige Infrastruktur.
Nachhaltiges Museum
Die geplante Museumserneuerung setzt auf energieeffiziente und klimafreundliche Lösungen, sowohl bei der Sanierung, dem Umbau und Neubau wie auch im späteren Betrieb. Ein Kriterienkatalog mit allen relevanten Aspekten der Nachhaltigkeit ist in das Wettbewerbsprogramm eingeflossen. Dieses basiert auf der SIA-Norm «Nachhaltiges Bauen Hochbau» und der darauf aufbauenden detaillierten Struktur des Standards «Nachhaltiges Bauen Schweiz». Das Museum strebt Nachhaltigkeit in allen Dimensionen an; sie umfasst gleichermassen ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. Das Kunstmuseum verwendet bei der geplanten Erneuerung ressourcenschonende Materialien und geht sparsam mit diesen um; es optimiert seine Betriebs- und Liegenschaftskosten über den ganzen Lebenszyklus, leistet einen positiven regionalökonomischen Beitrag und fördert die kulturelle Teilhabe und Inklusion der unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen.
Damit sich die Zielvorgaben einhalten lassen, ist an verschiedenen Stellen anzusetzen: Gebäudeform, Energieversorgung, Baustoffe, Klima- und Lichttechnik. So sind beim Stettlerbau von 1879 die Dämmung und Isolation von Dach und der Ersatz von Fenstern vorgesehen, wodurch sich auch die haustechnischen Anlagen bezüglich Auslegung und Betrieb optimieren und der Energie-aufwand und die Kosten für Klimatisierung und Heizung reduzieren lassen. Die Liegenschaft an der Hodlerstrasse 6 aus den 1950er-Jahren wird ebenfalls so saniert und umgebaut, dass sie in Abstimmung mit den Vorgaben der Denkmalpflege heutige energetische Richtwerte anstrebt und im Betrieb ökologischer und günstiger wird. Das Ersatzgebäude für den Atelier 5-Bau entsteht in nachhaltiger Bauweise.
Im Sinne eines optimierten Ressourceneinsatzes sollen die Transportwege zum Museum und die Herstellung von Produkten möglichst regional erfolgen. Bauteilsysteme und Materialien sollen robust und einfach im Unterhalt sein und zudem einen langen Werterhalt gewährleisten. Studien zu Beginn des Wettbewerbsverfahrens haben ergeben, dass bezüglich Nachhaltigkeit über die ganze Lebensdauer keine Präferenzen zu Erhalt oder Neubau bestehen. Die massive Bauweise verbraucht zwar bei der Erstellung mehr graue Energie, ermöglicht es aber in der Betriebsphase, Energie bei der Klimatisierung einzusparen. Entsprechend ist über das ganze Wettbewerbsverfahren die Nachhaltigkeit als zentrales Eignungskriterium unter Leitung von Prof. Brian Cody ein-geflossen.
Das künftige Kunstmuseum kommt mit einem Minimum an nicht erneuerbaren Energien aus und verursacht möglichst wenig Treibhausgasemissionen. Es bezieht erneuerbare Energie von lokalen Energieunternehmen. Bereits heute ist das Kunstmuseum an der städtischen Fernwärmeversorgung von Energie Wasser Bern angeschlossen. Diese effiziente Energieerschliessung soll weiterhin gesichert bleiben.
Museen sind Gebäude mit hohen Anforderungen an konstante Temperatur und Feuchtigkeit in den Ausstellungsräumen und in den Räumen für den Kulturgüterschutz. Mit dem Einbezug von ausgewiesenen Nachhaltigkeitsexpert:innen wird eine hohe Energieeffizienz beim Ersatzneubau sichergestellt. Zu verfolgen sind architektonische Lösungen, die mit möglichst geringem technischem Aufwand den klimatischen Anforderungen gerecht werden. Ein CO2-freier Betrieb ist möglich und damit das Netto-Null-Ziel erreichbar, sofern der Strom und die Fernwärme aus erneuerbaren Energiequellen stammen.
Vor allem die Umgestaltung der Hodlerstrasse verbessert das Stadtklima. Dank versickerungsfähiger Oberflächengestaltung (ungebundene Pflästerung) lässt sich der sommerlichen Überhitzung entgegenwirken. So kann Wasser in den Untergrund eindringen, das bei Hitze wieder verdunstet und die Umgebung kühlt. Die Pflanzung einer neuen Baumreihe leistet einen weiteren Beitrag zu einem angenehmen Stadtklima. Die Bäume sorgen nicht nur für Schatten, sondern kühlen mit ihrem Feuchtigkeitshaushalt auch die Umgebung. Auch beim geplanten Museumsplatz ist eine Bepflanzung vorgesehen. Zwischen dem Neubau und dem Stettlerbau entsteht eine Lücke, durch die kühlere Luft vom Aarehang in die Stadt fliesst.
Das Kunstmuseum Bern versteht sich als Teil der inklusiven Gesellschaft. Alle Menschen sind willkommen. Entsprechend will das Kunstmuseum Bern alle ansprechen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Bildung sowie vom wirtschaftlichen und sozialen Status. Mit seinen analogen und digitalen Angeboten und Programmen fördert das Museum die kulturelle Teilhabe und baut aktiv Zugangshindernisse ab. Es hat die Generationen von morgen im Blick und verändert sich mit der sich permanent wandelnden Gesellschaft. Frei zugängliche Bereiche für alle tragen zur Öffnung ebenso bei wie Verweilmöglichkeiten in Innen- und Aussenräumen ohne Konsumzwang; so wird es möglich, die Luft des Kunstmuseums zu schnuppern und Architektur zu erleben, ohne dafür schon Eintritt zu bezahlen.
Wettbewerb und Siegerprojekt
Das Siegerprojekt des internationalen Architekturwettbewerbs präsentiert für den anspruchsvollen Standort eine überzeugende Lösung und eignet sich am besten für die Weiterbearbeitung und Realisierung. Die Begründung der Jury lässt sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Erweiterung des Kunstmuseums basiert auf einem markanten Neubau, der die Reihe der repräsentativen öffentlichen Bauten am nördlichen Aarehang ergänzt. Der Bau schöpft die in der Machbarkeitsstudie als möglich erachtete Höhe aus, bildet wie der Bühnenturm des Stadttheaters einen moderaten Hochpunkt und fügt sich gut in die Stadtsilhouette ein. Der freistehende Neubau bildet ein prägnantes Gegenüber zum neoklassizistischen Stettlerbau, der deutlich mehr Raum erhält und seine architektonische Eigenständigkeit zurückgewinnt.
- Dank dem zurückversetzten Neubau entsteht an der Hodlerstrasse ein grosszügiger Vorplatz, der zum Museumsbesuch einlädt und neue Nutzungen ermöglicht. Dadurch entstehen klare Mehrwerte sowohl für die Stadt wie für das Museum. Der neue Museumsplatz dient als Treffpunkt und Ort für Kunst im öffentlichen Raum. Das ebenerdig gelegene Bistro im Gebäude Hodlerstrasse 6 wird belebender Teil des Platzes.
- Der Stettlerbau, der Neubau und die Liegenschaft Hodlerstrasse 6 bilden um den Museumsplatz ein Ensemble, architektonisch zusammengehalten durch die kluge räumliche Anordnung der Gebäude. Die drei klar voneinander abgegrenzten Gebäude aus unterschiedlichen Epochen treten mit ihren Eigenheiten miteinander in einen Dialog und verleihen dem Museumsplatz eine dynamische Wirkung.
- Ein terrassenförmig angelegter Hofgarten verbindet den Neubau und das Bistro und verhilft der Stadtmauer zu neuer Beachtung. Zwischen Stettlerbau und Neubau führt eine breite Freitreppe hinunter zu der neugeschaffenen Aareterrasse, einem öffentlichen Aufenthaltsort, der sich vielseitig nutzen lässt - als Picknickplatz für Schulen oder für Aktivitäten der Kunstvermittlung.
- Die städtebauliche Klarheit wird im Innern fortgesetzt. Der Haupteingang zum Kunstmuseum im Neubau öffnet ein von aussen einsehbares, grosszügiges Foyer, das unabhängig vom Museumsbesuch zugänglich ist und wo verschiedene Aktivitäten stattfinden können. Von hier aus führen die Treppen und Aufzüge übersichtlich durch das gesamte Gebäude. Der Museumsbesuch wird zum «zweigeteilten» und damit doppelten Erlebnis: Zum einen lässt sich der Neubau erkunden, der aus drei autonomen, übereinander liegenden Ausstellungsräumen besteht. Zum anderen bietet das neue Gebäude einen Übergang zum Stettlerbau und ermöglicht so das Eintauchen in das Wesen des Kunstmuseums aus dem 19. Jahrhundert. Ein weitläufiger Ausstellungsraum unter dem Museumsplatz verbindet den Neubau mit dem Stettlerbau und führt in einen doppelt hohen Raum mit unerwartetem Licht und Ausblicken.
- Der Neubau hat eine einzigartige Fassade, die Elemente der Berner Steinbruchtradition aufnimmt. Die Sandsteinfassade weist im Erdgeschoss eine raue Oberfläche auf und ist nach oben zunehmend geglättet. Gezielt gesetzte Fensteröffnungen ermöglichen einzigartige Ein- und Ausblicke. Im dritten Obergeschoss schafft eine Oberlichtdecke eine besondere Atmosphäre.
Bern erhält einen markanten Museumsbau mit zeitloser Ausstrahlung und einem identitätsstiftenden Museumsplatz; es entsteht ein offenes, gut auffindbares Museum, das nicht hinter geschlossenen Mauern und Fassadenfragmenten verborgen ist. Das Kunstmuseum wird zum lebendigen, mit dem öffentlichen Raum verbundenen Ort. Der Projektname «Eiger» passt bestens: Der prägnante, freistehende Neubau strahlt Beständigkeit aus, seine schnörkellose Erscheinung steht für dauerhafte Werte und nimmt gleichsam die Erhabenheit des Alpenpanoramas auf. Dass an den Rändern der Altstadt höhere und repräsentative Bauten stehen, ist ein Merkmal der Stadt Bern.
Der Neubau fügt sich gut in die Stadtsilhouette ein und lässt das Kunstmuseum auch aus der Ferne wirken; bei der Einfahrt in Bern mit dem Zug oder von der Kornhausbrücke aus ist das Kunstmuseum gut erkennbar. Das Siegerteam Schmidlin Architekten hat die Chance genutzt, einen zeitgenössischen Museumsbau zu konzipieren, der gut in die UNESCO-Stadt Bern eingebettet ist.
Das junge und innovative Büro Schmidlin Architekten (Zürich und Engadin) hat Erfahrung mit komplexen öffentlichen Bauaufgaben und befasst sich intensiv mit Umbauten und Erweiterungen denkmalgeschützter Objekte im städtischen und ländlichen Kontext. Das Team hat in Susch im Unterengadin mehrere historische Gebäude, deren Ursprünge teils bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, in ein Museum für zeitgenössische Kunst umgebaut. Es gelang dem Team, den geschützten historischen Bestand zu bewahren und gleichzeitig neue Ausstellungsräume zu schaffen, die heutigen Anforderungen entsprechen. 2019 wurde das Muzeum Susch bei Swissarchitects zum Bau des Jahres gewählt. Gegenwärtig arbeitet das Büro u.a. am Umbau und der Sanierung des Historischen Museums Thurgau im denkmalgeschützten Schloss Frauenfeld. In Würenlingen im Kanton Aargau hat das Team ein spätbarockes denk-malgeschütztes Bauernhaus im historischen Dorfkern in ein Kulturzentrum umgebaut und durch einen Anbau erweitert; darin sind die öffentliche Bibliothek, Ausstellungsräume und ein Saal eingerichtet. In Basel haben Schmidlin Architekten in den Räumlichkeiten einer ehemaligen Autowerkstatt eine Kunstgalerie realisiert. Für die Restaurierung eines 500-jährigen Stalls (Projekt Stalla Madulain) gewann das Büro 2014 den Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen im Alpinen Raum.
Bei der Weiterentwicklung des Projekts soll das Potenzial der Fassade für eine weitergehende Gliederung genutzt werden, um vertiefte Bezüge zur Umgebung herzustellen. Ferner ist zu überprüfen, wie umfangreich in den geschützten Gebäuden Stettlerbau und Hodlerstrasse 6 Eingriffe möglich sind. Bei der Gestaltung des Aussenraums ist zur Verbesserung des Stadtklimas eine Bepflanzung vorgesehen. Mit Blick auf die Mehrfachnutzung des Foyers und des Multifunktionsraums werden die verschiedenen Bedürfnisse mit dem kuratorischen Konzept des Museums abgestimmt. Ein Ausschuss der Jury wird die Überarbeitung des Projekts begleiten. Die Weiterentwicklung findet in Zusammenarbeit mit der städtischen Denkmalpflege statt. Der Denkmalpfleger war Mitglied der Fachjury.
Die Räume im Neubau ermöglichen dank ihrer Höhe und höheren zulässigen Lasten Ausstellungen, die bisher im Kunstmuseum Bern nicht realisierbar waren. Die neuen Räume und klaren Besucherwege bilden eine wertvolle Ergänzung zu den historischen Ausstellungsräumen im Stettlerbau, wo sich die Sammlung des Kunstmuseums und Ausstellungen in sanierten Räumen neu erleben lassen.
Das Projekt bringt eine umfassende Optimierung und Vereinfachung der Kunst- und Warenlogistik. Lastenaufzüge erschliessen alle Geschosse, die Lage der Räume (Anlieferung, Annahme- und Ausgabe, Arthandlung, Kulturgüterschutz) ermöglicht eine ressourcenschonende Lösung. Dank klarer Grundrisse lässt sich auch die Sicherheit optimieren. Hinzu kommen neue effiziente Systeme für Klimaanlage und Heizung, die Fassadenkonstruktion mit wenig Unterhaltsaufwand und die Verwendung von unterhaltsarmen Materialen und Konstruktionen. Das alles ermöglicht einen deutlich effizienteren Betrieb bzw. stabile Betriebskosten bei gleichzeitig grösserer Fläche. Trotz mehr Ausstellungsfläche ist nicht mehr Personal für Kassa-Shop und Aufsicht erforderlich. Der Energiebedarf wird durch die Massivbauweise des Neubaus reduziert und die Kunstlogistik durch die Anordnung der Räume verbessert.
Die derzeitige Gebäudesituation mit unterschiedlichsten Niveaus, schwieriger Anlieferung, zu kleinen Depotanlagen, provisorischen Werkstätten, ineffizienter und veralteter Technik sowie schlechter Dämmung ist unzureichend und nicht mehr zeitgemäss. Die Lösungskonzepte mit Neubau einer 2018 erstellten Machbarkeitsstudie erlauben einen deutlich effizienteren und ressourcenschonenderen Betrieb bei stabilen Bewirtschaftungskosten. Gleichzeitig nimmt die Ausstellungsfläche in hoher Qualität und attraktivem Umfang zu. Das auf diese Weise nachhaltig erneuerte Kunstmuseum lädt – eingebettet zwischen dem Stadtleben und Aarehang – zur Begegnung und zum Austausch ein und bietet Raum für aussergewöhnliche Kunsterlebnisse, Reflexion und Forschung. Zusammen mit der von der Stadt Bern geplanten Aufwertung des Gebietes zwischen Bundeshaus und Hodlerstrasse bietet sich die Chance, den Stadtraum mit dem neuen Kunstmuseum in Verbindung zu setzen und damit die gesamte Obere Altstadt aufzuwerten.
Der durchgeführte Architekturwettbewerb fusst auf dem Grundkonzept «Zukunft Kunstmuseum Bern», das 2021 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die wesentlichen Elemente sind die Ausweitung der Denkzone auf das Gebäudeensemble mit dem historischen Stettlerbau, dem Atelier 5-Bau und dem Gebäude Hodlerstrasse 6, sowie die Aufwertung der Hodlerstrasse mit neuem Verkehrsregime und Verschiebung der Ausfahrt des Metro-Parkings. Das Wettbewerbsprogramm stellte nicht die Flächenmaximierung sondern - neben vielfältigen Rahmenbedingungen (vom Kulturgüterschutz, über die Nachhaltigkeit bis zu denkmalpflegerischen Vorgaben) die Bedürfnisse der Gesellschaft ins Zentrum.
Kosten und Finanzen
Die Gesamtkosten für die Sanierung des Stettlerbaus, der Hodlerstrasse 6 und für den Ersatzneubau belaufen sich auf rund 147 Mio. Franken. Darin enthalten ist die bis zur Eröffnung im Jahr 2033 erwartete Bauteuerung von ca. 27 Mio. Franken. Reserven sind im Umfang von ca. 10 Mio. eingerechnet. Die Kostengenauigkeit von +/- 25% entspricht dem aktuellen Projektierungsstand und wird mit der weiteren Konkretisierung des Projekts am Ende wie üblich +/- 10% betragen. Das Kostenmanagement nach Design-to-cost-Methode stellt die Einhaltung der Kostenvorgaben sicher. Um negative Überraschungen so weit wie möglich auszuschliessen, wurden potenzielle Risiken – insbesondere Baugrund, Baugrube und Unterfangungen – sorgfältig beurteilt und in der Grobkostenschätzung abgebildet.
Die Finanzierung soll durch die öffentliche Hand, private Mäzene und Stiftungen sowie durch die Wirtschaft erfolgen. Der Finanzierungsplan sieht vor, dass der Kanton die Kosten für die Sanierung des Stettlerbaus sowie die Kosten, die für die Sanierung des Atelier 5-Baus angefallen wären, übernimmt. Zusätzlich wird dem Kanton beantragt, sämtliche Kosten der Teuerung zu übernehmen, da die Stiftung Kunstmuseum Bern dieses Risiko nicht tragen kann. Hansjörg Wyss, Vorsitzender der Wyss Foundation, trägt mit seinem grosszügigen Engagement insgesamt 30 Mio. bei: 20 Mio. für den Ersatzneubau und 5 Mio. für die Aufwertung der Aufenthaltsqualität an der Hodlerstrasse, namentlich mit der Aufhebung der Ausfahrt Metroparking. Weitere 5 Mio. leistet er unter der Bedingung, dass für die Erneuerung des Museums weitere Privatmittel in der Höhe von mindestens 7,5 Mio. zusammenkommen. Der Finanzierungsplan rechnet insgesamt mit Beiträgen von Privaten, Stiftungen und der Wirtschaft in der Höhe von 52 Mio. Franken (inklusive des Beitrags von Hansjörg Wyss).
Die Kosten, die dem Kanton Bern laut Finanzierungsplan für den Neubau sowie für die Sanierung des Stettlerbaus und der Liegenschaft Hodlerstrasse 6 zur Übernahme beantragt werden, belaufen sich auf total ca. 95 Mio. Franken. Darin enthalten ist die Teuerung bis 2033 von 27 Mio. Franken. Die Sanierung des Stettlerbaus ist unabhängig vom Projekt «Zukunft Kunstmuseum Bern» nötig. An den Neubau wiederum soll der Kanton nur so viel zahlen, wie die Sanierung des Atelier 5-Baus kosten würde. Zudem wird dem Kanton beantragt, alle Kosten für die Teuerung zu tragen. Im Detail setzen sich die Gesamtkosten für den Kanton wie folgt zusammen: 40 Mio. Neubau, 20 Mio. Sanierung Stettlerbau, 5 Mio. Reserve, 3 Mio. für Auslagerung Kunst während Schliesszeit, 27 Mio. Teuerung (2019-2033). Die Sanierung des Stettlerbaus und den Neubau gleichzeitig zu realisieren, ist aus finanziellen und praktischen Gründen sinnvoll: So lassen sich Synergien nutzen und die Belastungen für die Anrainer:innen reduzieren. Es muss nur einmal eine Baustelle eingerichtet und das Kunstmuseum nur einmal geschlossen werden. Nach Abschluss der Bauarbeiten ist das Museum wieder voll funktionsfähig und zugänglich.
Zwischen der Machbarkeitsstudie von 2018 (Index 99.7) und den Kostenberechnungen im Wettbewerbsverfahren von 2024 (Index 113.7) hat die Teuerung stark zugenommen. Teuerungsbereinigt liegt das Siegerprojekt des Wettbewerbs innerhalb der Zielkosten. Für die bis zur Fertigstellung erwartete Teuerung werden 10% veranschlagt, was ca. 1% Teuerung pro Jahr entspricht. Es gab unterschiedliche Szenarien für die Teuerungsberechnung, jeweils im mittleren und oberen Band der Preisstabilität, d.h. zwischen 1 bis 2% jährliche Teuerung. Trifft die Prognose von insgesamt 10% zu, werden die Gesamtkosten für die Erneuerung und Erweiterung des Kunstmuseums nach Abschluss der Bauarbeiten rund 147 Mio. Franken betragen.
Für die Sanierung des Atelier 5-Baus würde dieselbe Teuerung anfallen. Der absolute Betrag, auf dem die Teuerung anfiele, wäre aber tiefer. Die Kosten für die Sanierung ohne zusätzlichen Nutzen lägen für den Kanton nur ca. 20 Mio. tiefer als für das Erweiterungsprojekt mit Neubau.
Der Atelier 5-Bau darf aus mehreren Gründen nur bis Ende 2030 betrieben werden. Nur dank verschiedenen Sofortmassnahmen liess sich 2020 der Betrieb bis Ende des Jahrzehnts sichern. Wird der Planungs- oder Realisierungskredit abgelehnt, gibt es zwei Alternativen:
Auf die Sanierung des Atelier 5-Baus wird verzichtet, das Gebäude wird geschlossen. Dadurch stehen 2000 m2 weniger Ausstellungsfläche zur Verfügung. Das Kunstmuseum ist nicht mehr in der Lage, das Ausstellungsprogramm und die Sammlungspräsentation gemäss Leistungsvertrag aufrechtzuerhalten. Die internationale Leihe von Kunstwerken kommt wegen der schlechten Anlieferungssituation zum Erliegen. Wahrscheinliche Folgen des eingeschränkten Angebots: Sponsoringeinnahmen und Drittmittel brechen ein, neue Legate bleiben aus. Das Museum erfüllt vertraglich geregelte Ansprüche (Stiftungsurkunden, assoziierten Stiftungen) nicht mehr und muss die Kunstvermittlungsangebote für Schulen einschränken. Die für das Projekt «Zukunft Kunstmuseum Bern» zugesicherten Privatmittel fallen weg. Der Kanton Bern büsst an Renommee ein.
Die bestehenden Gebäude werden saniert und wie bisher weiterbetrieben. Die Ausstellungsfläche nimmt gegenüber heute nicht ab, aber das Versprechen, ein offenes, mit der Stadt verbundenes und barrierefreies Museum zu werden, lässt sich nicht einlösen. Die Anlieferungssituation bleibt unverändert, das Museum wird vom internationalen Leihverkehr abgehängt, das bisherige Ausstellungsprogramm lässt sich nicht fortführen. Die Betriebskosten bleiben hoch. Das Raumangebot für Bildung und Vermittlung entspricht nicht den heutigen Anforderungen. Die Hodlerstrasse wird nicht aufgewertet und belebt, und die Stadt nicht mit dem Aarehang verbunden. Die Chance, für dieses Projekt private Gelder aufzutreiben, ist begrenzt; die von Hansjörg Wyss zugesicherten 30 Mio. Franken fallen weg. Die Sanierungsvariante ohne zusätzlichen Nutzen kostet rund 75 Mio. Franken und damit ca. 20 Mio. Franken weniger als das Erweiterungsprojekt mit Neubau.
Nachdem der Architekturwettbewerb nun abgeschlossen ist und das Projekt vorliegt, können die eigentlichen Verhandlungen mit möglichen Geldgeber:innen beginnen. Viele Vorgespräche haben bereits stattgefunden. Privatpersonen, Stiftungen und Unternehmen haben Unterstützung in Aussicht gestellt. Bereits frühzeitig hat die Museumsstiftung der Burgergemeinde Bern 2 Mio. Franken zugesagt. Weitere Zusagen in Millionenhöhe sind von Privatpersonen erfolgt.
Ja. Der Vertrag zwischen der Wyss Foundation und der Stiftung Kunstmuseum Bern wurde im April 2022 rechtsgültig unterzeichnet. Der Vertrag mit der Wyss Foundation basiert auf dem Grundkonzept «Zukunft Kunstmuseum Bern» von 2021. Die wesentlichen Elemente des Konzepts sind die Ausweitung der Denkzone auf das Gebäudeensemble mit Stettlerbau, Atelier 5-Bau und Hodlerstrasse 6 (im Baurecht durch Stifterin Stadt Bern) sowie die Aufwertung der Hodlerstrasse durch ein neues Verkehrsregime und die neu organisierte Ein- und Ausfahrt des Metro-Parking. Das Gesamtkonzept wurde partnerschaftlich entwickelt, wobei die jeweiligen Bauträger die Kosten übernehmen. Die Stiftung Kunstmuseum Bern soll mit einem kantonalen Beitrag und der Unterstützung von Hansjörg Wyss sowie weiterer privater Geldgeber:innen und Stiftungen die Museumsbauten finanzieren. Die Stadt übernimmt die Kosten für die öffentlichen Plätze und Strassen.
Die Hodlerstrasse 6 spielt beim Erneuerungsprojekt eine Schlüsselrolle: Das Kunstmuseum erhält in direkter Nachbarschaft ein Gebäude für die Administration sowie das Bistro und muss so im Ersatzneubau keine neuen teuren Büroflächen bauen. Dies ermöglicht mehr Fläche für die Kultur und ist ein Beitrag zu einer nachhaltigen Immobiliennutzung. Die Lösung bringt auch organisatorische Vorteile: Bei vielen Abteilungen des Kunstmuseums bestehen starke betriebliche Abhängigkeiten, z. B. bei Kunstvermittlung, Archiv, Sammlungsbetreuung und Ausstellungsmanagement. Die Administration anderswo in der Stadt oder Region unterzubringen, wäre auch finanziell ungünstig: Zusätzliche Mieten würden die Betriebskosten künftig dauerhaft erhöhen. Die Sanierung der Hodlerstrasse 6 ist in der aktuellen Kostenschätzung enthalten.
Gemeinde- und Stadtrat wollen auf verschiedene Weise zum Erfolg des Projekts «Zukunft Kunstmuseum Bern» beitragen. Um die geplante Erneuerung zu ermöglichen, haben sie entschieden, den Gebäudeteil Hodlerstrasse 6 kostenlos im Baurecht der Stiftung Kunstmuseum Bern abzugeben. Dies wird möglich, weil die heutige Mieterin, die Kantonspolizei Bern, in Niederwangen ein neues Polizeizentrum errichten will. Weiter plant die Stadt, die Hodlerstrasse abgestimmt auf den geplanten Museumsneubau aufzuwerten, dazu die Ausfahrt des Metro-Parking zu verschieben und die Neugestaltung des Bären- und Waisenhausplatzes koordiniert voranzutreiben. Die Kosten für die Aufwertung der Hodlerstrasse sind noch nicht bekannt; sie müssen nun gestützt auf das Wettbewerbsergebnis im Detail abgeklärt werden. Für die Kosten der Verlegung der Ausfahrt des Metro-Parking liegt eine erste Richtgrösse vor: Man rechnet mit rund 9 Mio. Franken (Baukosten und Ertragseinbussen aufgrund wegfallender Parkplätze). Die Frage, wer diese Kosten zu welchen Teilen übernehmen wird, ist Gegenstand von laufenden Verhandlungen zwischen dem Kunstmuseum und der Stadt.
Vielfacher Nutzen
Die Erfahrungen bei anderen Museumsbauprojekten in der Schweiz zeigen, dass mit einem Neubau in den ersten Jahren das Interesse der Besucher:innen erheblich steigt. Später wird wieder das Ausstellungsprogramm entscheidend für den Zuspruch sein. Mit dem Ersatzneubau sind attraktivere Angebote und Kunsterlebnisse möglich, womit sich die Chance bietet, die Zahl der Besucher:innen nachhaltig zu erhöhen. Angestrebt wird eine Erhöhung des langjährigen Besucher:innen-Durchschnitts um 25 %. Das Kulturpublikum legt laut Studien in der Regel nicht nur grossen Wert auf das kulturelle, sondern ebenso auf das gastronomische Angebot. Eine demnächst fertiggestellte Studie der Forschungsstelle Tourismus der Universität Bern zeigt auf, dass die gesamte jährliche Bruttowertschöpfung des Kunstmuseums im Kanton Bern sich auf rund 10.5 Mio. Franken beläuft. Das sind bei 100’000 Besuchenden im Jahr ca. 100 CHF pro Eintritt.
Das künftige Kunstmuseum Bern bietet ein einzigartiges, ganzheitliches Kunst- und Kulturerlebnis mit nationaler und internationaler Ausstrahlung. Das Kunstmuseum Bern spricht alle Menschen an und inspiriert zur Auseinandersetzung mit Kunst und gesellschaftlichen Werten, zu Begegnung, Dialog und Interaktion.
Alle seine Aktivitäten richten sich an Jung und Alt, an versierte Kunstinteressierte, eine in ihrer ganzen Vielfalt inklusiv verstandene Bevölkerung, Einwohnerinnen und Besucher gleichermassen. Das Kunstmuseum Bern ist lebendiger Ort für aussergewöhnliche Kunsterlebnisse, Reflexion, Forschung und Begegnung. Mit der neuen Infrastruktur kann das Kunstmuseum Bern so auch in Zukunft seinen Auftrag erfüllen, also den Schutz, die Pflege und die Vermittlung der ihm anvertrauten hochkarätigen Kunstsammlung sicherstellen, Angebote für Schulklassen aus dem ganzen Kanton unterbreiten, anderen Kulturhäusern im Kanton Bilder ausleihen und bei Fragen der Provenienzforschung Hilfe leisten. Die nationale und internationale Ausstrahlung des Kunstmuseums Bern bleibt gewahrt, der Betrieb für die Bevölkerung und nachfolgende Generationen ist gesichert. Die Museumserneuerung setzt auf energieeffiziente Lösungen für Sanierung, Umbau und Neubau und lebt somit die Nachhaltigkeitsstrategie des Kantons Bern nach.
Die Stadt profitiert als Bundesstadt und Kantonshauptort in mehrfacher Hinsicht vom erneuerten Museum: Nebst dem kulturpolitischen Nutzen und den neuen Chancen für Hotellerie, Gastronomie und Detailhandel bietet sich die einmalige Möglichkeit, die Neugestaltung der Hodlerstrasse auf den Museumsneubau abzustimmen und auf diese Weise die Stadt städtebaulich aufzuwerten. Zusätzlichen Nutzen bringt die ebenfalls mit der Museumserneuerung koordinierte, aber unabhängig davon geplante Aufwertung des Bären- und Waisenhausplatzes: So lässt sich der Stadtraum mit dem attraktiveren Kunstmuseum in Verbindung setzen. Die gesamte Obere Altstadt gewinnt so an Bedeutung und Anziehungskraft. Alle diese zum Gesamtprojekt gebündelten Verbesserungen ergeben für die Stadt Bern eine vielversprechende Perspektive.
Nein, die Angebote ergänzen sich. Das Profil von Stadt und Kanton Bern wird durch das Dreieck Kunstmeile Hodlerstrasse, Zentrum Paul Klee und das Museumsquartier beim Helvetiaplatz gestärkt. Das Kunstmuseum strebt eine Zusammenarbeit mit dem Museumsquartier an, insbesondere im Marketing, sowie gemeinsame Projekte im Bereich der Kunst- und Kulturvermittlung. Ebenso ist wie bisher eine enge gegenseitige Unterstützung mit Leihgaben möglich. Die Weiterentwicklung von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee im Zusammenspiel mit dem Aufbau des Museumsquartiers ist eine grosse Chance für Bern, sich auch international als Kultur- und Museumsort zu profilieren.
Der Zeitplan
Das Museum bleibt voraussichtlich von 2029 bis 2033 geschlossen, je nach Beginn der Bauarbeiten.
Während der Schliessung des Museums im Zuge der Bauarbeiten sind in den Jahren 2029 bis 2033 Ausstellungen und Koproduktionen mit einer Reihe von Kunsthäusern im Kanton Bern angedacht. Zum Beispiel wird es eine enge Zusammenarbeit mit dem Schloss Spiez geben, in deren Ausstellungsräumlichkeiten wichtige Konvolute der Sammlung Schweizer Kunst des 19. Jahrhunderts gezeigt werden können. Viele Meisterwerke des Museums, die normalerweise nicht reisen dürfen, können auf der Tour de Berne in neuen Gegenüberstellungen oder ungewöhnlichen Begegnungen erlebt werden. Dazu kommt ein spielerisches Angebot, das neue digitale Zugänge zur Sammlung schafft.
Neue Hodlerstrasse
Wichtiger Bestandteil der geplanten Erweiterung des Kunstmuseums ist die Aufwertung der Hodlerstrasse. Diese soll sowohl für Museumsbesucher:innen wie auch für die Bevölkerung zu einem attraktiven Aufenthaltsort werden. Dazu gehört nebst baulichen Massnahmen (Verlegung Ausfahrt Metroparking, Neugestaltung Strassenraum) eine massvolle Verkehrsberuhigung. Dank Pflästerung und starker Begrünung durch eine Baumreihe erhält die Strasse ein völlig neues Gesicht. Optisch wird die Hodlerstrasse die künftig ebenfalls gepflästerten Bären- und Waisenhausplätze fortsetzen und so die Aufenthaltsqualität in diesen zentralen Perimeter der Oberen Altstadt stark verbessern. Dank reduzierter Verkehrs- und Parkierungsfläche können sich das Kunstmuseum und der Progr bzw. die «Turnhalle» nach aussen öffnen. Kooperationen für temporäre Nutzungen bieten sich auch mit der Hochschule der Künste Bern, dem Kornhausforum und weiteren Kultureinrichtungen an. Gastrobetriebe an der Hodlerstrasse sind ebenfalls interessiert. Für die Bevölkerung entsteht auf diese Weise ein attraktiver belebter Raum mitten in der Stadt, der für alle zugänglich ist und wo man sich wohl fühlt.
Stand heute soll die angestrebte Verkehrsberuhigung durch eine temporäre Sperrung der Hodlerstrasse für den motorisierten Individualverkehr ausserhalb der Hauptverkehrszeiten erreicht werden; die genauen Modalitäten sind in der weiteren Planung zu justieren. Die Idee der Aufwertung der Hodlerstrasse entspricht einem langjährigen Wunsch von Politik und Bevölkerung. Auch die Ziele der geplanten Verkehrsberuhigung werden grundsätzlich breit getragen. Während das eigentliche Projekt Zukunft Kunstmuseum Bern unbestritten ist, stösst die vorgesehene temporäre Sperrung für den motorisierten Individualverkehr ausserhalb der Hauptverkehrszeiten auf Kritik bei den Wirtschaftsverbänden. Die Stadt und das Museum nehmen diese Kritik ernst und wollen im Sinn der gelebten Partizipation die kritischen Stimmen in die weitere Planung einfliessen lassen. Die Zeit bis zur Realisierung des Neubaus des Kunstmuseums soll genutzt werden, um mittels Testplanungen eine Lösung zu entwickeln, die allen Interessen bestmöglich gerecht wird. Als erster Schritt für diese «lernende Planung» soll vor dem Kunstmuseum in den kommenden Monaten eine Begegnungszone eingerichtet, punktuell möbliert und evaluiert werden. Davon erhoffen sich die Beteiligten wertvolle Erkenntnisse für die schliesslich umzusetzende Lösung. Die Beteiligten sind überzeugt, dass sich mit diesem Vorgehen eine Lösung finden lässt, welche die Interessen des Museums, der Stadt, der breiten Bevölkerung, der Quartiere und des Gewerbes unter einen Hut bringt.
Auf Parkierungsflächen für den motorisierten Individualverkehr im Vorraum des Kunstmuseums soll grösstenteils verzichtet werden. Die Parkplatz- und Anliefersituation wird im Rahmen der Detailplanung vertieft analysiert. Wichtig wird sein, die Interessen des Wirtschaftsverkehrs zu berücksichtigen.
Nur mit der Verlegung der Ausfahrt des Metro-Parking und einem neuen Verkehrsregime lässt sich die Hodlerstrasse im gewünschten Mass aufwerten und beleben. Die Verlegung ist notwendig, um vor dem Eingangsbereich beim Neubau einen öffentlichen Platz zu schaffen und den Zugang u.a. für Fussgänger:innen und Velofahrer:innen zum Kunstmuseum zu erleichtern. Vertiefte Abklärungen bestätigen, dass die Verlegung der Metro-Ausfahrt aus baulicher Sicht machbar ist. Die Ausfahrt wird neu dort angeordnet, wo sich heute die Einfahrt befindet. Diese Anordnung ermöglicht die Wegfahrt aus dem Parking in Richtung Untere Altstadt; zugleich kann die alte Rampe in der Hodlerstrasse aufgehoben werden.